Wenn Seifenblasen frieren
Seifenblasen sind filigrane und faszinierende Gebilde, mit denen sich nicht nur kleine Kinder, sondern auch Fotografen stundenlang beschäftigen lassen – besonders im Winter.
Fotografieren im Winter
An der Fotografie fasziniert mich vor allem die Möglichkeit, Dinge im Bild festzuhalten, die sich dem bloßen Auge sonst entziehen – weil sie zu klein sind, zu schnell vorübergehen oder zu langsam passieren. Zu diesen Dingen gehören für mich zum Beispiel Schneeflocken. So klein, so vergänglich, und jede einzigartig. Tatsächlich habe ich es bis heute nicht geschafft, ein schönes Foto einer einzelnen Schneeflocke aufzunehmen.
Das ist natürlich auch stark dem Umstand geschuldet, dass es hier im Rhein-Main-Gebiet praktisch nie schneit. In den letzten Wintern war es schon Glückssache, überhaupt mal einen Tag zu haben, an dem es wenigstens morgens unter null Grad kalt war. Immerhin ein paar schöne Raureif-Bilder konnte ich so einfangen.
Sucht man im Internet nach Foto-Ideen für den Winter, kommt ein Vorschlag immer wieder vor: gefrierende Seifenblasen! Die Haut einer Seifenblase besteht aus drei Schichten: Seife, Wasser und wieder Seife. Ist es kalt genug, gefriert die Wasserschicht in der Mitte zu Eis bevor die Seifenblase platzt. Dabei formen sich die Eiskristalle zu faszinierenden Gebilden, die mal wie Sterne aussehen, und mal wie Vogelfedern. Der ganze Vorgang dauert weniger als zehn Sekunden, es ist also eine sehr vergängliche Kunst, die die Natur hier schafft. Perfekt, um sie mit der Kamera einzufangen!
Seifenblasen einfrieren – aber wie?
Im Internet gibt es zahlreiche Tutorials dazu, auch von Benjamin Jaworskyj (YouTube-Link). Allein aus der “richtigen” Seifenblasenflüssigkeit kann man scheinbar eine Wissenschaft für sich machen. Soviel schonmal vorab: Ich habe die Lösung genau so verwendet, wie ich sie im Spielwarenladen gekauft habe.
Natürlich muss es kalt genug sein. Meine Fotos sind zwischen -5°C und -10°C entstanden – je kälter, desto besser. Mindestens genauso wichtig wie die passende Temperatur ist aber, dass es möglichst windstill ist, denn die Blasen sind extrem empfindlich.
Passen die äußeren Bedingungen, sucht man sich einen geeigneten Platz, um die Seifenblase in einer schönen Umgebung zu präsentieren. Ich habe dafür sowohl den Terassentisch als auch ein paar moosbedeckte Steine genutzt. Mit einem Strohhalm wird die Seifenblase vorsichtig direkt an die Zielstelle gepustet. Es braucht einiges an Übung, bis man schöne Kugeln bekommt, und nicht nur Halbkugeln wie im ersten Versuch oben zu sehen.
Ist das vollbracht, dauert es fünf bis zehn Sekunden bis der Zauber losgeht. Praktischerweise ist das genau die Zeit die man braucht, um den Seifenblasenspender zur Seite zu stellen und die Kamera in die Hand zu nehmen. Dort, wo die dünne Haut den kalten Untergrund berührt, bilden sich die ersten Eiskristalle. Vor dort aus wachsen sie, wie Federn oder Farne, langsam über die gesamte Kugel. Ist es kalt genug, bilden sich auch sternförmige Eisfiguren oben auf der Kugel.
Hier empfiehlt sich auf jeden Fall, die Serienbildfunktion der Kamera zu nutzen. Da sich die Figuren stetig verändern, hat man sonst den schönsten Moment schnell verpasst. Der Autofokus sorgt für die korrekte Scharfstellung, und die Blende sollte nicht zu weit offen sein um ausreichend Schärfentiefe zu haben.
Der letzte Faktor ist das Licht. Es empfiehlt sich, die Bilder am frühen Morgen zu machen – nicht nur, weil es dann am Kältesten ist, sondern auch, weil die tiefstehende Sonne ein schönes Gegenlicht mit tollen Farben liefert. So werden aus den Eiskristallen bunte Regenbögen.
Es braucht also eine ganze Menge “Zutaten” die passen müssen, um solche Bilder zu kriegen. Schöne Fotos sind eben nicht einfach zu bekommen – umso größer ist dafür das Erfolgserlebnis.
Das Ergebnis
Wer hätte es gedacht, am Ende hat es doch noch geschneit. Es waren nur 2 Zentimeter, aber das hat gereicht um dem Terrassentisch eine geschlossene Schneedecke zu verpassen – der passende Untergrund für dieses farbenfrohe und vergängliche Kunstwerk!
Diese Seifenblase mit ihren bunten Eiskristallen zierte das Februar-Blatt in meinem 2019er Kalender und war auch bereits Teil einer Ausstellung. Im Bekanntenkreis hängt das Bild, gemeinsam mit der gefrorenen Seifenblase auf dem Moos, inzwischen auch als großformatiger Druck an der Wand.