Leuchtturm und Milchstraße

Manchmal existiert das fertige Bild im Kopf schon lange bevor man es aufgenommen und bearbeitet hat. Das Foto von der Milchstraße mit dem Leuchtturm ist genau so ein Fall.

Auf nach Ameland

Der Familienurlaub 2023 führte uns zehn Tage lang durch die Niederlande. Nach zwei abenteuerlichen Tagen im Themenpark Efteling zum Einstieg und fünf Tagen auf dem Bauernhof einer gemeinsamen Freundin in Hoogland ging es schließlich noch für drei Tage auf die malerische Insel Ameland. Bei perfektem Urlaubswetter konnten wir dort in aller Ruhe den ewig langen (27 Kilometer) Sandstrand genießen, der uns traumhafte Sonnenuntergänge und tolles Strand- und Schwimmvergnügen bescherte. Darüber hinaus haben die Bootstour zum Naturschutzgebiet Robbeninsel sowie das Städtchen Nes mit seinen kleinen, zauberhaften Boutiquen viele schöne Erinnerungen hinterlassen.

Neben ausgiebig Zeit mit der Familie hatte ich natürlich auch auf die eine oder andere Fotogelegenheit gehofft. Tatsächlich boten sich im Laufe des Urlaubs sogar eine ganze Reihe Möglichkeiten, Tiere, Landschaften und Stimmungen einzufangen. Ich hatte meine Kamera und wenige, gezielt ausgewählte Objektive dabei – aber keinen Computer. Ich wollte die Zeit unterwegs einfach nur genießen und mir die Nachbearbeitung für die regnerischen Tage zurück Daheim aufheben.

Vor der Überfahrt nach Ameland hatte ich im Internet nach möglichen Motiven gestöbert, und eines davon stach mir sofort ins Auge: der Leuchtturm Bornrif bei Hollum. Das wäre doch der perfekte Vordergrund für ein Sternenfoto…

Wie man den Leuchtturm an die Milchstraße bringt

Die Wettervorhersage lieferte schonmal die perfekten Voraussetzungen: ein klarer Himmel und ein kurz nach Sonnenuntergang ebenfalls untergehender Mond versprachen gute Sicht auf die Sterne. Damit stand als nächstes die Suche nach dem richtigen Standpunkt auf dem Programm. Zum Glück gibt es dafür inzwischen zahlreiche Apps, mit denen man auch schon tagsüber genau sehen kann, wo abends die Milchstraße steht, wann die Sonne untergeht, und wann es dunkel genug ist. Ich nutze dafür am liebsten “PhotoPills” und “Sky Guide”.

So machte ich mich schließlich rund eine Stunde vor Sonnenuntergang auf den Weg, um die Gegend rund um den Leuchtturm noch bei Tageslicht erkunden und in Ruhe nach dem richtigen Standort suchen zu können. Ein passender Platz in den Dünen war auch bald gefunden, und damit begann das Warten. Doch langweilig wurde es dabei keinesfalls, und das nicht nur wegen der vielen Mücken. Kurz nach Sonnenuntergang begann der Leuchtturm, seine kreisenden Lichtstrahlen in den Himmel zu malen. Diese vor dem dunkler werdenden Himmel mit verschiedenen Belichtungszeiten einzufangen war das erste Vergnügen des Abends. Selbst parallel mit dem Handy gemachte Fotos zeigten da schon tolle erste Ergebnisse.

Etwas mehr als eine Stunde nach Sonnenuntergang zeigten sich die ersten Sterne, und nochmal eine Stunde später war es schließlich dunkel genug, dass sich zum ersten Mal die Milchstraße auf dem Kameradisplay zeigte – genau hinter dem Leuchtturm! Was für ein fantastischer Moment! Ich bin dann schließlich noch einige Meter weiter nach rechts gelaufen, um die beiden Motive etwas voneinander zu trennen. Die größte Herausforderung war, Kameraeinstellungen zu finden, bei denen man viel von den Sternen sah, ohne dass alles komplett vom hellen Licht des Leuchtturms überstrahlt wurde. Am Ende war ich rund drei Stunden vor Ort bin erst gegangen, als dann doch Wolken vor die Milchstraße zogen und zudem durch die hohe Luftfeuchtigkeit das Objektiv ständig beschlagen ist. Das Endergebnis, das meine Erwartungen noch deutlich übertrifft, war die Mühe aber allemal wert!

Die Ergebnisse

Nachfolgend die schönsten Bilder des Abends in den Dünen. Die sich ständig ändernde Lichtstimmung bot viele Gelegenheiten für verschiedene Fotos. Das letzte Bild in der Reihe ist mein persönliches “Foto des Jahres” und wird ganz sicher seinen Platz im 2024er Kalender finden.