Nacht & Licht

Sterne über Arizona

Arizona, insbesondere die Gegend um den Grand Canyon, beeindruckt nicht nur tagsüber mit ihren Landschaften, sondern auch nachts mit einem unvergleichbaren Sternenhimmel.

Die Sache mit der Lichtverschmutzung

Milchstraße
“Exzellenter Nachthimmel” bedeutet, dass es so dunkel ist, dass man die Milchstraße aus der freien Hand mit dem Handy fotografieren kann.

Wenn man nachts Sterne fotografieren will, ist einem hierzulande abgesehen vom Wetter vor allem eines im Weg: Licht. Rund um Großstädte wie Frankfurt kann man selbst bei klarem Himmel nur die hellsten Sterne sehen, und von der Milchstraße keine Spur. Klar, man kann am Stadtrand raus auf die Felder, dort ist es schon etwas besser, aber gerade in Tieflagen wie zum Beispiel der Rheinebene macht einem die oft diesige Luft einen Strich durch die Rechnung.

Wer wissen will, wie stark die Luftverschmutzung daheim oder sonstwo auf der Welt ist, der findet im Internet umfassende Informationen auf der Seite lightpollutionmap.info. Zur Klassifizierung wird die Bortle-Skala verwendet. Diese reicht von Klasse 9 (Innenstadt, nur die hellsten Sterne sichtbar) bis zu Klasse 1 (extrem dunkel, Zentrum der Milchstraße so hell, dass es Schatten wirft). Zur Orientierung: in Weiterstadt, wo ich früher gewohnt habe, sind wir bei Klasse 5 (Vorstadt), und selbst hier im Odenwald noch bei Klasse 4 (Übergang Land). Hier kann man am südlichen Himmel die Milchstraße immerhin schon mit bloßem Auge gut erkennen.

Ich konnte bislang einmal einen exzellenten Nachthimmel erleben, und zwar 2015 in der Nähe von Albuquerque. Damals hatte ich zum ersten Mal die Milchstraße fotografiert. Als ich dann letzten Herbst die Gelegenheit hatte, eine berufliche Reise nach Phoenix, Arizona, mit einem Besuch am Grand Canyon zu verbinden war klar, dass ich das unbedingt wiederholen wollte.

Es folgte also der Blick auf die Lichtverschmutzungskarte und tatsächlich: rund um die Stadt Tusayan, wo ich meine Übernachtung geplant hatte, wird “Bortle-Skala Klasse 1” angezeigt. Die Tatsache, dass sich die Gegend auf über 1.800 Metern Höhe befindet, sowie die trockene, wüstenartige Luft, versprachen zusätzlich klare Sicht.

Sterne über Arizona

Arizona State Road 64
Arizona State Road 64 rund 20 Meilen vor Tusayan. Den Berg im Hintergrund (Red Butte) sehen wir später nochmal.

Leider ließ mir meine Tour nicht so viel Zeit wie erhofft. Wegen meiner Meetings konnte ich an dem Donnerstag erst mittags in Phoenix losfahren, und hatte auf dem Weg nach Norden mehrfach angehalten. Die “Red Rocks” bei Sedona wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen und auch sonst lud die Landschaft zu einen oder anderen Pause ein. So waren die Schatten schon sehr lang, als ich mich über die Arizona State Road 64 meinem Ziel für Nacht näherte.

Es gibt fantastische Fotos vom Sternenhimmel über dem Grand Canyon – aber mir war klar, dass ich keine Gelegenheit haben würde, im Vorfeld nach passenden Standpunkten zu suchen. So merkte ich mir einige Seitenstraßen entlang der 64, denn auch wenn hier kein interessanter Vordergrund zu finden war, so konnte man doch ungehindert bis zum Horizont schauen.

Als eine Stunde nach Sonnenuntergang dann dunkel genug war, bin ich wieder losgefahren. Und habe hinter dem Ortsausgang direkt gemerkt: hier ist es wirklich dunkel. Ohne Lampen, Schilder oder sonstige Orientierungsmerkmale war es extrem schwer, die tagsüber noch gut sichtbaren Einmündungen und Nebenstraßen zu finden. Rund zehn Meilen südlich von Tusayan habe ich dann aber einen guten Platz zum Fotografieren gefunden.

Der untergehende Viertelmond erhellte Anfangs die Szenerie noch genug, so dass ich zum Aufstellen des Stativs keine Taschenlampe brauchte. Als sich meine Augen dann an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war der Sternenhimmel absolut atemberaubend. Man konnte ganz klar die Milchstraße über den gesamten Himmel bis zum nördlichen Horizont sehen. Viele bekannte Sternbilder waren nur schwer zu erkennen, einfach weil sie in der Vielzahl der Sterne untergingen. Und ein Testbild machte klar: Hier ist es sogar dunkel genug, um die Milchstraße aus der Hand mit dem Handy fotografieren zu können. Mit dem Handy!

Derweil hatte ich meine Kamera, mit dem Ultra-Weitwinkel-Objektiv, das ich mir 2015 extra gekauft hatte um das erste Mal die Milchstraße zu fotografieren, auf dem Stativ ausgerichtet und habe mehrere Bildserien von verschiedenen Himmelsausschnitten aufgenommen. Zuhause habe ich dann in Photoshop acht oder mehr Bilder eine Serie zu einem Foto gestapelt, um auf diese Weise das Bildrauschen durch die hohen ISO-Werte stark zu reduzieren.

Sollte ich es nochmals an den Grand Canyon schaffen, dann werde ich, da ich örtlichen Gegebenheiten jetzt kenne, die Nachtaufnahmen sicher von einem der vielen Aussichtspunkte entlang der Straße durch den Nationalpark aufnehmen.

Die Ergebnisse

In der Kürze der Zeit, und ohne die Möglichkeit im Vorfeld einen Standpunkt mit interessantem Vordergrund auszusuchen, sind die entstandenen Fotos nicht sonderlich aufregend. Dennoch gehört das Bild der Milchstraße mit dem untergehenden Mond zu meinen Favoriten von der Reise. Und die Aufnahmen erhalten die Erinnerung an diesen tollen Nachthimmel wach.

Milchstraße und untergehender Mond
Der untergehende Mond setzt den Horizont und den Vordergrund in Szene, während sich darüber die Milchstraße in den Himmel streckt (ISO 3.200 – 11 mm – ƒ/3.2 – 20 s – Stapel aus acht Einzelbildern)

 

Sterne über Arizona
Sogar in Blickrichtung Nordosten lässt sich die Milchstraße bis fast zum Horizont noch ausmachen. Im Vordergrund wieder die Silhouette des Red Butte. (ISO 3.200 – 11 mm – ƒ/3.2 – 20 s – Einzelaufhahme)

 

Milchstraße
Der Blick gerade nach oben zeigt, wie sich das Band der Milchstraße über den Himmel zieht (ISO 3.200 – 11 mm – ƒ/3.2 – 20 s – Stapel aus acht Einzelbildern)

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert