Sternenhimmel im Allgäu
Ein bekanntes Sprichwort lautet, man solle das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Was also tun, wenn eine mehrtägige Geschäftsreise grandiose Fotogelegenheiten inklusive tollem Sternenhimmel verspricht? Richtig: Die vollgepackte Kameratasche ins Auto laden!
Auf ins Allgäu
Die Abteilung in der Firma, in der ich arbeite, verteilt sich auf Standorte in ganz Deutschland, von Hamburg über Köln bis München. Natürlich kommen immer wieder einzelne Kolleg:innen von außerhalb in die Darmstädter Zentrale, oder man begegnet sich auf Konferenzen. Doch dass wirklich alle rund dreißig Mitstreiter zur selben Zeit am selben Ort sind, dass kommt in der Regel nur einmal im Jahr vor: beim traditionellen Abteilungsmeeting im März.
Dabei hat es sich in den letzten Jahren bewährt, dass wir uns ganz bewusst außerhalb treffen – abseits der eigenen Firmenstandorte, weg von den großen Städten. Es geht darum, den üblichen Ablenkungen des Alltagsgeschäfts zu entfliehen und sich voll auf das Miteinander konzentrieren zu können. Üblicherweise sind die Meetings Donnerstag und Freitag, mit einem freiwilligen dritten Tag am Samstag, der in der Regel für Ausflüge und dergleichen genutzt wird.
2019 fiel die Ortswahl auf Oberstdorf, genauer gesagt auf das “Berghaus Schönblick” am Söllereck. Das letzte März-Wochenende war zugleich auch das letzte Wochenende der Skisaison. Schnee war noch reichlich vorhanden, so dass ein Kollege direkt seinen Schlitten mit eingepackt hatte. Doch mich interessierte etwas ganz anderes: für die drei Tage war schönes Wetter mit wolkenlosem Himmel angesagt. Und es war Neumond! Es lockte die Chance auf tolle Nachtaufnahmen
Ich seh’ den Sternenhimmel, Sternenhimmel, oh-oh…
Während also die anderen aus dem Team abends noch gemütlich mit diversen Karten- und Brettspielen sowie den passenden Getränken zusammen saßen, machte ich mich abends um elf daran, meine Kamera und das Stativ startklar zu machen um dann hinreichend warm gekleidet durch den tiefen Schnee bergauf zu wandern. Dabei reichte es schon aus, am Rand der gesicherten Piste ein paar hundert Meter Richtung Schrattenwang und österreichischer Grenze zu laufen, um ein fantastisches Panorama zu haben.
Die klare Bergluft in 1.400 Metern Höhe, die dunkle Neumondnacht und die relativ geringe Lichtverschmutzung am Rande der Alpen lieferten den erhofften atemberaubenden Sternenhimmel! Auf der einen Seite hatte man den Blick auf schroffe Berge und einer Unzahl von Sternen darüber, auf der anderen Seite konnte man weit über das Allgäu schauen. Dort leuchteten die Orte Fischen und Oberstdorf, und darüber konnte man sogar schwach das Band der Milchstraße erahnen.
Rein fotografisch gesehen war das fast schon eine Routine-Aufgabe: Mit dem extra für solche Nachtaufnahmen angeschafften Ultra-Weitwinkel Objektiv und den Starteinstellungen ISO 800, 11 mm, ƒ/2.8 und 25 Sekunden Belichtungszeit kann man nicht viel falsch machen. Um das Bildrauschen zu reduzieren, habe ich von jedem Motiv ca. acht Aufnahmen gemacht und diese dann in Photoshop übereinander gelegt. Da war das Aufstehen morgens um halb fünf, um die Morgendämmerung und den Sonnenaufgang einzufangen, definitiv die größere Herausforderung.
Das Ergebnis
Mein Lieblingsfoto aus den drei Tagen ist das, was direkt am Berghaus entstanden ist. Dabei kam mir zu Hilfe, dass auf dem zweiten Gasthof rechts außerhalb des Bildes an dem Abend eine Feier stattfand, so dass der Außenbereich hell erleuchtet war. Auf diese Art bekommt das Bild einen schönen, gut ausgeleuchteten Vordergrund, ohne jedoch die Vielzahl der Sterne zu überstrahlen. Durch die Stadtlichter von Oberstdorf kann man auch das Nebelhorn im Hintergrund noch gut erkennen.
Die Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt! Und so fand sich das Bild dann auch als das Dezember-Blatt in meinem 202oer Kalender wieder.