Winterwald
Wenn es im Winter schonmal schneit, und man dann auch noch frei hat, gibt es eigentlich nur noch eins: Kamera (und Hund) schnappen und raus in die Natur! Ein bisschen Glück mit dem Wetter braucht es natürlich auch noch.
Verschneite Landschaft
Ein Wochenende Anfang Januar. Endlich hat es mal wieder geschneit, und ich habe frei. Beim Frühstück berichtet meine Frau, die vor mir aufgestanden und schon mit dem Hund draußen war: “Wenn Du Winterfotos haben willst, musst Du heute unbedingt in den Wald! Alle Bäume und Äste hängen voll mir Schnee.” Meine Neugier ist geweckt, aber: es schneit noch leicht. Dunkle Wolken lassen nur trübes Licht hindurch und ersticken jeden Kontrast.
Mittags schließlich reißen die ersten Lücken in den Wolken auf. Minutenweise kommt die Sonne hervor. Doch gleichzeitig wird es wärmer und es fängt an, zu tauen. Die Foto-Idee wird zum Wettrennen gegen die Zeit – jetzt oder nie. Ich entscheide mich für mein Allround-Objektiv, das Sigma 17-70 mm ƒ/2.8-4. Es bietet den besten Kompromiss zwischen Bildqualität und Vielseitigkeit, und ich möchte im nassen Schnee keine Objektive wechseln. Mit einem Ersatzakku in der Tasche geht es los in den Wald.
Gemütlich laufe ich eine Kombination der Waldwege ab, die wir sonst auch für die üblichen Runden mit dem Hund nutzen. Am Ende des Tages werden es fast fünf Kilometer sein. Und tatsächlich: Alle Bäume, Äste und Büsche hängen voll mit Schnee und biegen sich über die Wege. Zauberhaft! Ich sehe nur ein anderes Paar Fußspuren im frischen Schnee der letzten Nacht. Immer wieder drehe ich mich um und lasse die Märchenlandschaft auf mich wirken.
Winterwald
Das Wetter macht es spannend – ständig ändern sich die Lichtverhältnisse. Es scheinen mehrere Schichten Wolken am Himmel zu sein, die in unterschiedlichen Höhen und mit verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Mal ist es trüb und dunkel, mal strahlt die Sonne durch ein Wolkenloch und zeichnet harte Schatten in die Landschaft, mal leuchtete sie durch einen dünnen Schleier und hüllt alles in ein weiches Licht. Der Himmel zeigt sich mal strahlend blau, mal mit dramatischen Wolkenmustern.
Da im verschneiten Wald die Farben fehlen, braucht es Lichtkontraste damit ein Bild am Ende nicht nur grau und langweilig aussieht. Oft stehe ich daher minutenlang an einem Ort und warte, ob sich die Sonne kurz blicken lässt. Oder umgekehrt, die Sonne ist da, und ich suche nach dem richtigen Blickwinkel. Auf einem Weg, den ich entlang gelaufen bin, gab es immer wieder Lücken in den Bäumen, durch die die Sonne hindurch blitzte. An einer Abzweigung schließlich passte dann auch das Motiv.
Um das Bild so umzusetzen, wie ich es im Kopf hatte, waren zwei Dinge wichtig: Zum einen habe ich die Blende auf ƒ/16 geschlossen, damit um die Sonne herum ein schöner Lichtstern entsteht. Zum anderen habe ich eine Belichtungsreihe mit fünf verschiedenen Helligkeitsstufen aufgenommen, um anschließend zu Hause maximale Freiheit bei der Bearbeitung zu haben.
Tatsächlich habe ich dann drei der Aufnahmen in Lightroom zu einem einzigen HDR (High Dynamic Range) Bild kombiniert, um so sowohl um die Sonne herum als auch in den Schatten möglichst viele Details zu erhalten. Bei direkten Gegenlichtaufnahmen lassen sich bunte Lichtflecken im Bild oft unvermeidlich. Während mich die beiden hellen Flecken links unterhalb der Sonne nicht stören, habe ich den grünlichen Fleck rechts unterhalb der Sonne in Photoshop entfernt.
Um die gewünschte Winterstimmung zu transportieren, habe ich mit den Farben gespielt. Ich habe die Lichter ins gelbe gezogen, um den Sonnenstrahlen Wärme zu geben, während ich die Schatten leicht bläulich gefärbt habe, um die Kälte rüberzubringen. Zusätzlich habe ich um die Sonne herum einen leichten Dunstschleier ergänzt. Zuletzt habe ich den unteren Bildbereich noch etwas aufgehellt.
Der Märchenteich
Ein Stück weiter im Wald gibt es einen kleinen Teich am Wegrand. Der Teich ist nicht sonderlich groß – vielleicht drei mal vier Meter – und im Sommer ziemlich verdeckt durch Laub und Gräser. Im Winter jedoch ist er gut zu sehen, und auch hier steht die Sonne nachmittags perfekt für eine schöne Gegenlichtaufnahme.
Bei diesem Motiv hat sich die Belichtungsreihe über insgesamt fünf Blendenstufen voll gelohnt: Das dunkelste Bild liefert alle Details von Himmel und Sonne, das hellste Bild stellt den schattigen Bereich rechts gut dar. Zusammen mit den anderen Aufnahmen entsteht so ein ausgewogenes und detailreiches Bild. Um sich eine bessere Vorstellung von den Helligkeitsunterschieden zu machen, hier mal die ganze Reihe auf einen Blick:
Für mich machen hier vor allem die Lichtreflexe und die Schatten auf der Eisfläche den besonderen Reiz des Bildes aus. Bei der Nachbearbeitung bin ich ähnlich vorgegangen wie oben, auch hier habe ich die hellen Bereiche leicht gelb, die dunklen leicht blau gefärbt. Bei den im Gegenlicht kräftig orange leuchtenden Laubblättern, sowie bei den saftig grünen Tannen im Hintergrund, habe ich hingegen die Farbsättigung reduziert, da ich diese bunten Klecke eher ablenkend fand.
Alles in allem war es ein in fotografischer Hinsicht sehr lohnenswerter Winterspaziergang. Natürlich hoffe ich auf noch mehr Schnee in nächster Zeit, aber einige Fotostellen werde ich sicher auch zu anderen Jahreszeiten wieder besuchen.