Technik,  Nacht & Licht

Nachts im Museum

Auch nach vielen Jahren aktiver Mitarbeit hat ein Ort wie das Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein immer wieder etwas Neues zu bieten. So zum Beispiel im September 2018 bei der Foto-Veranstaltung zur “Blauen Stunde” am Vorabend des alljährlichen Dampflokfests.

Betrieb bei Nacht

Eisenbahnmuseum bei Nacht
Nächtlicher Blick über das Eisenbahnmuseum mit Drehscheibe und Lokschuppen

Eine Publikumsveranstaltung im Eisenbahmuseum erfordert immer eine Menge Vorbereitung. Eine Dampflokomotive, insbesondere eine gr0ße wie unsere 23er, kann man nicht einfach morgens anlassen und losfahren. Materialschonendes Anheizen braucht schon einen ganzen Tag oder länger. Zudem müssen im Gelände Fahrzeuge bewegt werden, Tische, Stühle und Verkaufsstände aufgebaut werden, das Kinderland entsteht, und noch vieles mehr. So sind in den Tagen vor so einem Event rund um die Uhr Leute im Museum im Einsatz.

Dabei entsteht gerade nachts eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn die Stadt rundherum ruhig genug wird dass man das leise Zischen und Knacken der angeheizten Loks hört, gelegentlich unterbrochen vom Klacken einer Pumpe oder den Geräuschen von Werkzeug, wenn irgendwo im Schuppen noch gearbeitet wird.

Zudem wird es im September auch schon früh genug dunkel, dass man die nächtliche Atmosphäre ausgiebig genießen kann. Die historische Beleuchtung im Lokschuppen schafft ein ganz besonderes Zwielicht. Die Lampen an den Fahrzeugen setzen reizvolle Akzente und lassen diese lebendig erscheinen. So gut man das Museum tagsüber auch kennt, nachts gibt es immer was Neues zu entdecken.

Blaue Stunde im Museum

Dampflok bei Nacht
23 042 am Kohlekran. Durch auf ƒ/13 geschlossene Blende entstehen die Lichtsterne.

Solch besondere Lichtstimmungen locken natürlich Fotografen auf den Plan. Wir haben im Museum immer mal wieder Anfragen für Besuche abends oder nachts, und so entstand die Idee, das Museum am Vorabend des Herbst-Dampflokfests für eine begrenzte Anzahl Fotografen zu öffnen. An dem Abend ist bereits alles fertig aufgebaut und die Loks sind angeheizt – das Museum lebt. Die Begrenzung der Teilnehmeranzahl dient dabei im Wesentlichen der Konfliktvermeidung, denn so wird die Gefahr minimiert, dass sich die Leute gegenseitig im Bild herumlaufen.

Kurz vor Sonnenuntergang öffneten sich die Tore. So hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich noch bei Tageslicht auf dem Gelände zu orientieren und potentielle Motive und Fotostandpunkte zu suchen. Einige der Fotografen kannten sich schon vor der Veranstaltung, aber auch darüber hinaus ergaben sich schnelle viele Gespräche. Schließlich hatte mit Fotografie und Eisenbahn jeder der Anwesenden mindestens zwei gemeinsame Interessen. Schnell wurden Tips zu Motiven und Kameraeinstellungen ausgetauscht.

Im Laufe des Abends wurden einige der Lokomotiven bewegt, so dass man sie an verschiedenen Stellen im Betriebswerk und auch in Aktion fotografieren konnte. Dabei wurde, soweit möglich, auch auf die Wünsche einzelner Fotografen eingegangen. Auch ich bin an diesem Abend ausgiebig auf Motivjagd gegangen, wobei ich zugegebenermaßen den Vorteil ausgenutzt habe, als Mitarbeiter des Museums auch an Fotostandorte zu gelangen, die den regulären Besuchern verwehrt bleiben.

Die Ergebnisse

An dem Abend sind eine Vielzahl schöner Fotos entstanden. Ich habe hier mal drei Stück herausgesucht, die für mich einen ganz besonderen Reiz haben. Das erste Bild mit 23 042 war das Kalenderblatt für den Monat November in meinem 2019er Kalender, und ist zudem das Hintergrundbild für den Anmeldebildschirm auf meinem Windows-Rechner.

Dampflok bei Nacht
Nachts im Museum: 23 042 fährt auf die Drehscheibe – eine Szene wie sie auch vor 60 Jahren hätte aussehen können… (ISO 400 – 50 mm – ƒ/2.8 – 0,3 s)

 

Petroleumlampe
Petroleum-Loklaterne. Durch die absichtliche Unterbelichtung werden alle Details in der Lampe sichtbar, wohingegen von der sie tragenden Lok nur die Umrisse erkennbar sind. So ergibt sich ein Kontext, ohne abzulenken. (ISO 100 – 77 mm – ƒ/8 – 0,5 s)

 

Dampflok bei Nacht
97 210 an der Lokleitung. Um die starken Helligkeitsunterschiede zwischen beleuchtetem Büro einerseits und schwarzer Dampflok andererseits einzufangen, entstand dieses Foto als HDR-Bild aus einer Reihe mit fünf Aufnahmen zwischen 1/16 und 8 Sekunden Belichtungszeit. (ISO 100 – 20 mm – ƒ/8)

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