Pferde im Morgennebel
Jede Jahreszeit hat für mich ihre festen Bilder, an die ich sofort denken muss. Im Winter sind es Schnee und Weihnachtsdekorationen, im Frühling sind die vielen bunten Blüten – und im Herbst, neben bunten Blättern, vor allem eins: Nebel.
Morgennebel im Odenwald
Bis vor Kurzem haben wir hessischen Ried gelebt, wo sich über den weiten, ebenen Ackerflächen kaum mal Nebel bildet. Und wenn doch, so ist es meist nur ein dünner Schleier über dem Feld, der morgens schnell den wärmenden Sonnenstrahlen oder dem aufkommenden Wind weicht. In der flachen Landschaft fällt es zudem schwer, Motive zu finden, die sich vom Nebel in reizvoller Art und Weise abheben. Natürlich gibt es sie, die wirklich nebligen Tage, mit ihrer ganz eigenen, mystischen bis gruseligen Stimmung, vor allem in der Dämmerung. Doch das finde ich schwer im Bild umzusetzen.
Wie anders zeigt sich die Situation doch, seit wir im Sommer in den Odenwald gezogen sind. Auf rund 400 Metern Höhe, und eine halbe Autostunde von der warmen Rheinebene entfernt, ist das Wetter spürbar anders. Die Landschaft wechselt hier ständig zwischen kleinen Tälern und größeren Ebenen, durchzogen von Dörfern und Ackerflächen. Vor allem aber gibt es Wald, in jeder Form. Selten habe ich so viel Abwechslung gesehen wie hier; hier Laubwald, da Nadelwald; mal mit undurchdringlichem Unterholz, dann wieder mit großen Lichtungen.
Wald und Täler haben schon im Sommer den angenehmen Effekt, dass sich die Landschaft hier bei Weitem nicht so aufheizt und heiße Tage somit deutlich erträglicher werden. Vor allem aber speichern sie viel Feuchtigkeit. Und das heißt im Herbst: Nebel…
Von Hunden und Pferden
Selbstverständlich ist unsere treue Hündin mit umgezogen und motiviert uns so dazu, die Umgebung zu den verschiedensten Tageszeiten zu erkunden. Nach wie vor macht mir dabei die Morgenrunde den größten Spaß, vor allem im Frühling und Herbst, wenn sie mit dem Sonnenaufgang zusammenfällt. Es gibt hier unzählige Möglichkeiten, sich Wege durch die umliegenden Wälder zu suchen. Morgens jedoch bevorzuge ich die kleine Straße, die Richtung Westen aus dem Ort heraus und den nächsten Hügel hinauf führt.
Entlang des Weges kommt man an einigen Pferdekoppeln vorbei. Auf einer davon stehen am Ortsausgang drei Isländer: ein Schimmel, ein Rappe und ein Fuchs. Die drei bekamen von uns schnell den Spitznamen die “Drei Könige”.
Und hier fügen sich dann die einzelnen Teile des Puzzles langsam zu einem wundervollen Bild zusammen: Denn vom Weg aus gesehen geht die Sonne genau hinter dem Ort auf, und das kleine Tal, in dem wir liegen, ist morgens oft nebelverhangen. Das Gegenlicht schafft in dieser Atmosphäre ganz zauberhafte Stimmungen. Vom höhergelegenen Weg aus sieht man dann die Schatten, die Häuser und Bäume in den Nebel werfen, wie oben zu sehen.
Unten im Ort selbst bringt die Sonne hinter dem Nebel die Luft selbst zum Leuchten. Dazu gesellen sich dann noch besondere Effekte, wenn die Lichtstrahlen durch die Blätter des großen Baumes fallen, oder sich das Pferd dann so in Pose stellt, dass die Sonne genau hinter der Mähne aufgeht…
Das Ergebnis
Dieses Bild strahlt für mich so viel aus, vor allem aber die unglaubliche Ruhe am frühen Morgen, wenn der Tag so langsam erwacht. Wohnen, wo andere Leute Urlaub machen…
Ich weiß noch nicht genau für welchen Monat, aber dieses Bild wird es ziemlich sicher in meinen Kalender für 2022 schaffen. Auf jeden Fall wird er im Familienkalender der Besitzerin der Pferde landen, durch die wir inzwischen auch die bürgerlichen Namen der “Drei Könige” erfahren haben.